Interview mit Udo - Teil 2
Im letzten Blogbeitrag hatte ich ja aus Platzgründen nur einen Teil meines Interviews mit Udo wiedergegeben. Dabei ging es um Udos schwere Kindheit, in der er Mehrfachtraumata erlitt und darum, wie das sein weiteres Leben prägte. Erst nachdem er als Erwachsener Jesus in sein Leben aufgenommen hatte, konnte er Freude empfinden. Für ihn war das so, als hätte er ein neues Leben geschenkt bekommen. Heute möchte ich dich am zweiten Teil unseres Gesprächs teilhaben lassen, wo es um eben dieses neue Leben geht.
"Echter Frieden"
Udo:
"Das ist Anfechtung"
Udo:
Aber die damalige Pfarrerin meiner Kirchengemeinde hat mit mir geweint und auch zu mir gesagt, Udo, bleib standhaft, das ist Anfechtung. Nichts hatte mich bis hierher aus der Bahn geworfen, aber das hat mir richtig weh getan und mich in Zweifel gestürzt. Mein einziger Trost war, dass ich Noemi vor der Hochzeit gefragt hatte, ob sie auch noch kirchlich heiraten würde und sie darauf mit „Ja klar, ich glaube ja an ihn“ geantwortet hat. Das hat mir so viel Trost gegeben, dass ich am Ende des Jahres trotzdem danke sagen konnte für das Jahr. Das war wirklich eine ganz schwere Zeit für mich, aber am Ende des Jahres kam trotzdem die Freude wieder und seitdem bin ich der glücklichste Mensch. Ich habe nicht viel, aber dafür den Glauben und das ist ein Reichtum, den kann man gar nicht bezahlen.
Udo:
Der Sinn des Lebens ist es, Jesu Liebe erfahren zu dürfen, denn darin erklärt sich das Leben – für mich zumindest. Aber die Freude trägt mich durch die schwierigen Situationen durch, von denen es immer noch einige in meinem Leben gibt. Und es ist für mich etwas Wunderbares, Freude pur, im Dienst für Jesus zu stehen – selbst wenn der Dienst mal aus Klo putzen besteht! [Anmerkung: Udo übernimmt sehr viele Hausmeistertätigkeiten u.ä. in unserer Kirchengemeinde] – Jesus ist auch da dabei, er trägt mich durch alle Situationen durch und manchmal sage ich ihm dann auch, bring‘ deinen Kindern bei, sauber zu sein, dann geht das Kloputzen schneller und du musst auch nicht so lange mit dabei sein! [er lacht] Aber nee, trotz meinem Sarkasmus macht mir auch das Spaß, da habe ich meine Ruhe und komme zum Nachdenken.
"Wenn andere das sehen, spricht sie das an"
Katrin: …und diese Zeit zum Nachdenken brauchst du ja sicherlich auch deshalb oft, weil du aktuell so viele Leute berätst. Möchtest du uns darüber noch ein bisschen was erzählen, wie du versuchst, anderen Menschen zumindest ein Stück weit den Sinn in ihrem Leben zu zeigen?
Udo:
Udo:
Gerade die Jugendlichen, die zu mir kommen, haben eine unbändige Sehnsucht nach Liebe, die sie aber mit allem möglichen anderen zu füllen versuchen, das ihnen die Welt bietet. Ich sage ihnen, dass dieses Bedürfnis nach Liebe sich nur durch eine Beziehung befriedigen lässt – eine Beziehung zu Jesus, oder, wenn sie nicht im Glauben stehen, mit einem Partner. Aber wirklich ganz stillen kann die Sehnsucht nur die Beziehung zu Gott. An mir selbst sehen sie, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, der einen Glauben hat. Ich sage ihnen, dass Jesus jeden Weg mitgeht, er lässt sie auch nicht im Stich, wenn sie einen falschen Weg einschlagen. Aber es kommt auf sie an, welchen Weg sie künftig einschlagen wollen.
"Jeder braucht Liebe"
Udo:
Ich denke, ganz wichtig ist es dabei erstmal, dass man sein Ego zurückstutzt auf das Maß, das man wirklich braucht. Das ist die Grundlage dafür, dass man Liebe empfangen kann und auch fähig ist, andere Gedanken zuzulassen, die man so bisher vielleicht noch nicht kennt. Ich bin der beste Beweis dafür, dass Jesu Liebe wirklich alle Wunden heilt. Er lacht mit mir und er weint mit mir und vor allem ist jetzt immer jemand da, der mich an die Hand nimmt. Ich sage immer, kein Leid dieser Welt ist so groß wie seine Liebe. Das klingt vielleicht für manche Menschen schlimm, die Leid erleben, aber das ist einfach das, was ich erlebt habe und wovon ich felsenfest überzeugt bin. Damit will ich aber keinem Menschen sein Leid absprechen, denn die Seele ist einfach sehr verletzbar und da muss man gar nicht erst sowas Schlimmes erlebt haben wie ich, um wirklich zu leiden. Deshalb braucht jeder die Liebe. Man darf auch mal zweifeln und den Glauben hinterfragen, die Antworten kommen dann schon. Aber man sollte sich von Jesu Liebe füllen lassen und auch Liebe weiterschenken, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Dann passiert etwas Wunderbares, denn dadurch bekommt unser Gegenüber einen großen Wert. Ich begegne jedem Menschen mit einem gewissen Stück „Vorschussliebe“, das können sie dann entweder gleich aufbrauchen oder mehr davon bekommen. Für Menschen da zu sein ist einfach schön.
Udo:
Das war das Stichwort, mit dem wir dann auch unser (schon ohne die Unterbrechungen fast zwei Stunden andauerndes) Interview schließlich beendeten, damit ich den Nachtisch vorbereiten und Udo sich ein bisschen erholen konnte. 🙂 Für mich war der Nachmittag mit Udo wirklich lehrreich und ich hoffe, dass du auch etwas Positives für dich aus dem Interview ziehen kannst, auch wenn du nicht live dabei warst.
Liebe Grüße
Deine Katrin