Dorffreizeit
Hast du schon einmal bei einem Ferienprogramm für Kinder mitgeholfen? Mir macht so etwas richtig Spaß. Dieses Jahr durfte ich bei der Dorffreizeit hier am Ort mitarbeiten. Sie fand in der letzten Woche der Sommerferien unter dem Motto „Der Herr ist mein Hirte“ statt. 85 Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur siebten Klasse nahmen daran teil. Jeden Morgen nach dem gemeinsamen Singen und Tanzen zu den beliebten Dorffreizeit-Hits wurde im Theaterstück eine Stelle des Psalm 23 vorgestellt. Die kleine Schnecke Tiffany ließ sich diese vom Bibelforscher Theodor vorlesen und gemeinsam schauten sie sich dann eine passende Parallelstelle aus einem anderen Buch der Bibel an. Anschließend wurde in Kleingruppen das Gesehene altersgerecht vertieft. Dabei wurden die Bibelgeschichten nochmals gemeinsam gelesen, nacherzählt, nachgespielt oder angeschaut und alle Fragen der Kinder geklärt. In einer Andacht hörten die Kinder persönliche Erlebnisse der Mitarbeitenden mit dem jeweiligen Vers und stellten einen Bezug zu ihrem eigenen Leben her. Das Gehörte wurde dann zum Beispiel mithilfe eines Vertiefungshefts oder beim Basteln reflektiert. Zum Abschluss der Kleingruppenzeit wurde gemeinsam gebetet.
Nach dem Mittagessen konnten sich die Kinder beim Stationenlauf, Geländespiel oder in verschiedenen Hobbygruppen sportlich und kreativ austoben und an einem Tag fand auch eine gemeinsame Wanderung mit allen Kindern und Mitarbeitenden statt. Kuchenessen und eine spannende Fortsetzungsgeschichte rundeten den Tag ab, der für die Kinder gegen 16:30 Uhr mit dem gemeinsamen Singen der Abschlusslieder endete. Am Ende der Woche konnten die Kinder den gesamten Psalm 23 auswendig vorsagen und hatten viele tolle gemalte, gebastelte und selbst geschriebene Erinnerungen daran, was sie in der Dorffreizeit-Woche alles über diesen Psalm und über Jesus gelernt hatten. Der Familiengottesdienst am Sonntag bildete den Abschluss der Dorffreizeit. Für mich war es eine richtig schöne und erlebnisreiche Woche. Neben den vielen Eindrücken und lustigen Ohrwürmern nehme ich auch einiges für mein eigenes Leben mit. Daran möchte ich dich in diesem Blogbeitrag gerne teilhaben lassen.
Hirte
Welche Aufgaben hat ein Hirte? Und wie muss man sich diesen Beruf zu biblischen Zeiten vorstellen? Diese Fragen beschäftigten uns unter anderem am ersten Tag der Dorffreizeit. Anhand einiger Bilder aus der Steppe war den Mädels meiner Kleingruppe relativ schnell klar, dass der Hirtenjob kein einfacher war. Hirten mussten das ihnen anvertraute Vieh zu Futter- und Wasserstellen führen, es vor wilden Tieren und Dieben schützen, immer auf es aufpassen und es gut versorgen. In der kargen, felsigen Steppengegend rund um Israel war das alles andere als leicht. Trotz dieser großen Verantwortung waren Hirten im Allgemeinen nicht sehr hoch angesehen. Warum vergleicht der Psalmbeter in Psalm 23 dann ausgerechnet Gott mit einem Hirten?
Als Urheber des Psalm 23 wird David angenommen. Dieser hatte eine sehr bewegte Geschichte, nachzulesen in der Bibel in 1. Samuel 16 bis 2. Samuel 24. Als jüngster von acht Söhnen hütete David oft die Schafe und Ziegen seines Vaters in Bethlehem. Ein großer Einschnitt in sein Leben war der Kampf gegen den riesigen Philister Goliat von Gat. Da er es nicht ertragen konnte, wie dieser sich über das Heer der Israeliten und damit auch über ihren Gott lustig machte, trat er nur mit seinem Hirtenstock und einer Steinschleuder bewaffnet mit ihm in den Zweikampf und besiegte ihn. Nachdem er unzählige Mordversuche durch den regierenden und auf ihn eifersüchtigen König Saul überlebt hatte, wurde David schließlich selbst zum König gesalbt. Während seiner Herrschaft vergrößerte er das Königreich durch viele Kämpfe, leistete sich jedoch auch einige schwere Fehltritte (Ehebruch, Mord) und musste sogar vor seinem eigenen Sohn fliehen. In all diesem Trubel fand er jedoch immer wieder zu Gott zurück, erkannte seine Fehler und richtete sein Leben neu nach Gottes Weisungen aus. Da David sehr musikalisch war, dichtete er viele Psalmen. In diesen Liedern lobte und ehrte er Gott, klagte ihm aber auch häufig sein Leid und bat ihn um Hilfe.
Psalm 23 ist also das Loblied eines gottesfürchtigen Königs, der genau weiß, wovon er spricht, wenn er Gott als seinen Hirten bezeichnet und finstere Täler, Feinde sowie die Bewahrung und Segnung Gottes erwähnt. Doch der Vergleich Gottes mit einem Hirten ergibt nicht nur vor dem Hintergrund von Davids eigener Geschichte einen Sinn. Der Hirtenberuf war fest in der Tradition des Nomadenvolks Israel verankert, sodass jeder Israelit dazu bestimmte Assoziationen hatte. Die oft verfolgten und viel umkämpften Hebräer hatten sich sicherlich häufig gewünscht, dass ihr Gott wie ein Hirte eingreift und sie aus ihrer Bedrängnis herausführt und an einen friedlichen, fruchtbaren Ort bringt. Die Erfüllung dieses Wunsches wird vermutlich beim Auszug der Israeliten aus Ägypten am deutlichsten: Gott hatte Mose damit beauftragt, sein Volk aus der Sklaverei zu befreien und begleitete sie anschließend in Form einer Feuer- und Wolkensäule vierzig Jahre durch die Wüste, bis er sie schließlich in ein neues Land führte (siehe 2. Mose). Dabei war Gott nicht nur für sein Volk wie ein Hirte, sondern auch für Mose ganz persönlich. Aber auch ganz viele weitere Bibelgeschichten erzählen davon, wie Menschen Gott als ihren Wegbereiter, Begleiter, Beschützer und Segenspender erleben (aus dem Alten Testament finde ich das z.B. bei Abraham, Jakob, Josef, Rut, Ester und Hanna sehr eindrücklich). Im Neuen Testament der Bibel bezeichnet sich dann schließlich Jesus selbst als der gute Hirte (siehe Johannes 10).
Mir wird nichts mangeln
Der Anfang des Psalm 23 klingt in meinen Ohren sehr idyllisch – ich liebe die Bilder von der „grünen Aue“ und dem „frischen Wasser“ und finde den Ausdruck „Er erquicket meine Seele“ aus der Lutherbibel wunderbar poetisch. Ein Gott, der mich großzügig mit allem versorgt, was ich brauche und der mein ganzes Verlangen stillt – wünscht sich das nicht insgeheim jeder? Kein Hunger oder Durst, kein Zeit- oder Schlafmangel, keine unerfüllten Begierden, Hoffnungen, Sehnsüchte oder Wünsche mehr, das wäre doch wirklich schön. Warum erleben wir das aber oft ganz anders? Derselbe Gott, von dem David in seinem Psalm spricht, möchte doch auch heute noch unser guter Hirte sein! Das machen auch Jesus und die Apostel im Neuen Testament ganz klar. Vielleicht sollten wir Jesus wieder mehr Raum in unserem Leben geben und die Erfüllung unserer Bedürfnisse allein von ihm erwarten, um den von David beschriebenen Überfluss mehr zu spüren?
Wie ein roter Faden zieht es sich durch die Bibel, dass Gott möchte, dass wir mit allen unseren Sorgen, Nöten, Ängsten, Wünschen, Hoffnungen und Begierden zu ihm kommen und uns mit wirklich allem, was uns bewegt, an ihn wenden. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns sieht und zuhört, unsere Bedürfnisse erkennt und erfüllen möchte. Natürlich ist er kein Wunschautomat sondern weiß besser als wir, was tatsächlich gut für uns ist. Trotzdem möchte er, dass wir uns immer an ihn wenden und, so wie David es auch in vielen Psalmen tut, ruhig auch mal energisch etwas einfordern und kräftiger an Gottes Tür anklopfen. Gott möchte, dass wir ihn als unseren guten Hirten erkennen, der es gut mit uns meint und immer für uns da ist. Ihm ist es außerordentlich wichtig, dass wir begreifen, dass er mit uns in Beziehung leben möchte. Gott will, dass wir ihn an unserem Leben teilhaben lassen und mit ihm darüber reden, wenn wir Schwierigkeiten haben. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass allein schon dieser erste Schritt, dieses „zu ihm kommen“, richtig viel bewegen kann.
Mir ging es zum Beispiel schon oft so, dass es mir gerade in hektischen oder schwierigen Zeiten schwerfiel, mir richtig Zeit zum Gebet und Bibellesen zu nehmen. Wenn es mir dann aber doch gelang, mich ganz auf meine Zeit mit Gott zu konzentrieren, merkte ich, wie all die Anspannung von mir abfiel und mich ein tiefer Frieden erfüllte. Das Problem selbst war zwar nicht weg, aber genau jetzt, in diesem Moment vor Gott, wurde es total unwichtig. Plötzlich war es mir ganz egal, was „da draußen“ für ein Chaos herrschte, welche Kämpfe um mich herum oder in mir selbst tobten und wo ich überall das Gefühl hatte, zu kurz zu kommen. In diesem Moment konnte ich ganz in Gottes Gegenwart abtauchen, ihm alles abgeben, was mich beschäftigte und mich ganz von seinem Geist erfüllen lassen. Frisch aufgetankt und neu gestärkt konnte ich mich anschließend wieder besser meinem Alltag stellen.
Wanderführer
Hattest du schon einmal das Gefühl, von der „rechten Straße“ abgekommen zu sein? Hast du vielleicht eine in der Vergangenheit getroffene Entscheidung bereut oder dich über eine falsche Tat oder schlechte Aussage von dir selbst geärgert, die sich nicht mehr rückgängig machen ließ? Auch David scheint klar gewesen zu sein, dass er nur mit Gottes Hilfe gute Entscheidungen treffen konnte. Wenn er in Psalm 23 sagt, dass Gott ihn getreu seinem Namen auf sicheren Wegen führt, schwingt da für mich nicht nur mit, dass Gott David vor Unheil bewahrt, sondern ihm auch zeigt, wie er sein Leben bestmöglich gestalten sollte, welche Entscheidungen die richtigen sind und wie er ein gerechter und guter König für sein Volk sein kann.
David scheint vollkommen überzeugt davon zu sein, dass Gott ihn allein schon deshalb auf rechter Straße führen wird, weil dadurch Gottes Güte an Davids Leben für alle Menschen sichtbar wird. Und trotzdem spricht David im folgenden Vers von einem finsteren Tal – wie passt denn das jetzt zusammen?
Oben habe ich dir ja bereits einen kleinen Einblick in Davids Lebensgeschichte gegeben. Selbst nach seinem Aufstieg als König hatte er es nicht leicht, sondern musste viele Kriege gegen die Nachbarvölker führen und einige Intrigen gegen ihn aushalten. Und nicht nur David, sondern das ganze Volk Israel hatte eine bewegte Geschichte, in der Bedrängnis und Leid an der Tagesordnung waren. Das ändert sich auch nicht im Neuen Testament – im Gegenteil, Jesus warnte diejenigen, die ihm nachfolgen, sogar davor, dass sie gehasst und verfolgt werden würden (Johannes 15,18-27). Solange wir hier auf dieser Erde leben, werden Kummer, Ungerechtigkeit, Krankheiten, Schmerz und Elend also wohl zu unserem Alltag gehören, egal ob wir an Gott glauben oder nicht. Das Bibelbuch „Offenbarung“ verspricht uns erst dann, wenn diese Welt vergangen ist, eine neue Welt, in der Gott direkt mit uns wohnen und alle unsere Tränen abwischen wird (Offb 21,4). Bis dahin wird es leider weiter Realität bleiben, dass der Großteil aller Menschen auf dieser Erde die Auswirkungen von Armut, Krieg, Hungersnot, Naturkatastrophen, Ausbeutung und Tyrannei am eigenen Leib erlebt. Und selbst den wenigen Privilegierten, die nicht dazugehören, geht es nicht immer gut. Gott verspricht uns kein einfaches Leben hier auf Erden, aber er verspricht uns, immer bei uns und für uns da zu sein.
Seit der Geburt meines Sohnes Jonathan vor 14 Monaten hatte ich viele Momente, in denen ich vollkommen verzweifelt war und nicht einmal wusste, woher ich die Kraft für die nächsten Stunden nehmen soll. Das liegt zum einen an dem für die meisten Eltern schwierigen Thema Schlaf. Ich habe gemerkt, dass mir der Schlafmangel echt schwer fällt und dafür sorgt, dass meine Nerven oft blank liegen. Direkt nach Geburt konnte Jonathan aufgrund eines verkürzten Zungenbändchens noch nicht richtig trinken, weshalb ich eine Brustentzündung bekam. Dadurch mussten wir Jonathan alle drei Stunden zum Stillen wecken, ihm zusätzlich Pulvermilch geben und meine Brust mit Salben und Wickeln vor- und nachbehandeln. Bis wir damit fertig waren, blieb meist nur noch eine Stunde Schlaf bis zum nächsten Stillen übrig – wenn wir diese nicht gerade mal wieder bei irgendeinem Arzt oder im Krankenhaus verbringen mussten. Vom dritten bis zum sechsten Monat konnte Jonathan dann tagsüber nur schlafen, wenn er in Bewegung war und nachts wurde er spätestens alle eineinhalb Stunden wach. Dadurch waren Müdigkeit, Kopfweh und tränende Augen meine ständigen Begleiter. Seither ist es Gott sei Dank etwas besser geworden und inzwischen schläft er nachts sogar meist zwei bis vier Stunden am Stück, wenn er nicht gerade krank ist.
Krankheit war aber genau das andere Thema, das es uns seit Jonathans Geburt ziemlich schwer machte. Schon die Hebamme im Wochenbett meinte, wir würden beinahe alles an gesundheitlichen Problemen mitnehmen, die am Anfang auftreten können. Und das ging nach der Wochenbettzeit leider geradeso weiter. Zum Glück waren es keine gravierenden Krankheiten, wofür wir auch immer noch unglaublich dankbar sind. Da Jonathan und ich jedoch meistens gleichzeitig irgendwelche gesundheitlichen Baustellen hatten, kamen wir trotzdem einfach nicht zur Ruhe. Die schwierigste Zeit für mich war Anfang dieses Jahres. Über drei Monate hinweg musste Jonathan alle paar Wochen ins Krankenhaus, weil er sich bis zur Dehydration erbrach. Anfang März führte ein Ärzteteam eine Woche lang alle möglichen Untersuchungen mit ihm durch, um herauszufinden, woher diese heftigen Brechattacken kamen – ergebnislos. Gott sei Dank hörte das Erbrechen danach aber auf und kam seither auch nicht wieder.
So sehr ich mich auch darüber freue, Jonathans Mutter zu sein – die Zeit seit Geburt kam mir oft wie ein tiefes, dunkles Tal vor. Und dennoch spürte ich Gott darin so nahe bei mir wie selten zuvor. David muss es in seinen finsteren Tälern ähnlich erlebt haben – interessant finde ich, dass er gerade an dieser Stelle des Psalms vom beschreibenden „Er“ zu einer direkten Anrede Gottes mit „Du“ wechselt. In meinem finsteren Tal begegnete mir Gott dadurch, dass er mir aus dem Nichts heraus immer wieder neue Kraft, neue Hoffnung, neuen Mut und neue Freude schenkte. Mein Mann und ich durften erleben, wie immer wieder ganz plötzlich unsere Müdigkeit verschwand und wie sich auch total viele liebe Menschen um uns kümmerten, für uns beteten, uns mit lieben Worten und gutem Essen versorgten und uns zur Seite standen. Auch Jonathan war trotz der Umstände so gut drauf, dass gleich mehrere Schwestern und Ärzte ihn als das süßeste Baby des Krankenhauses bezeichneten.
Gott sorgte also nicht dafür, dass unsere Probleme verschwanden, aber er stand uns zur Seite und half uns dabei, über uns selbst hinauszuwachsen und diese schwierige Zeit zu überstehen. Als wir dieses Jahr im Juli dann nach langer Zeit endlich mal wieder einen Urlaub am Strand genießen durften, bei dem alles super klappte und auch jeder von uns gesund war, erschien mir das wie die grüne Aue aus Psalm 23,2.
Gastgeber
Gott ist also immer bei uns, auch in schwierigen Zeiten. Er begleitet uns und tröstet uns – und er lädt uns sogar zu sich nach Hause ein, als Ehrengast an seinen reich gedeckten Tisch. Auch dem fünften Vers des Psalm 23 spürt man ab, dass David das Beschriebene tatsächlich so erlebt hat. Für ihn war es bestimmt beeindruckend gewesen, als er, der ehemalige Hirtenjunge, zum ersten Mal am Festmahl des Königs teilnehmen durfte und sein Glas bis zum Rand mit gutem Wein gefüllt wurde. Vielleicht kam ihm auch bereits als Gast an der königlichen Tafel die Ehre zuteil, mit kostbarem Öl gesalbt zu werden. Spätestens jedoch bei seinem eigenen Amtsantritt als König wurde er durch eine solche Salbung für seinen Dienst geweiht. In seinem Psalmgebet beschreibt David, dass es Gott selbst war, der ihn so gut behandelte – und das im Angesicht seiner Feinde. Die Feinde gehörten für David einfach zu seiner Realität dazu. Umso mehr genoss er es, dass Gott ihm inmitten dieser feindlichen Stimmung einen Tisch bereitete, an dem er zur Ruhe kommen und auftanken konnte.
Wir können daraus lernen: Gott hält Fülle pur für uns bereit. Egal wie widrig die Umstände auch aussehen mögen, egal wie schwer die Zeit ist, die wir gerade durchmachen, Gott deckt mitten in all dem Chaos für uns einen Tisch und lädt uns dazu ein, in Ruhe mit ihm zu essen. Alle Menschen, die uns böse gesinnt sind, aber auch alle anderen „Feinde“ wie schlechte Gedanken, Ängste, Sorgen usw., haben keinen Platz an Gottes Tisch, sondern müssen außen vorbleiben.
Die Frage ist nur: Lassen wir uns auch von Gott einladen? Oder sind wir zu beschäftigt mit uns selbst? Vielleicht fühlen wir uns auch unwürdig, an Gottes Tafel zu kommen, z.B. weil wir unbeliebt sind bei unseren Mitmenschen und in dieser Welt scheinbar nichts gelten? Oder weil wir erkennen, dass wir eigentlich gar nicht vor Gott bestehen können, da wir schon so viel falsch gemacht haben in unserem Leben? Ich glaube, Davids Psalm zeigt uns vor dem Hintergrund seiner Lebensgeschichte das, was auch durch viele andere Erzählungen in der Bibel bestätigt wird: Wir sind immer willkommen bei Gott. Andere Menschen mögen uns abweisen, aber Gott hält uns den Ehrenplatz an seiner Tafel frei. In seinen Augen sind wir unglaublich wertvoll und geliebt. Wir müssen auch nicht warten, bis wir alles richtig machen, um seine Einladung anzunehmen, denn Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Gott hat uns also längst vergeben, wir müssen einfach nur aufrichtig demütig und dankbar „Ja“ zu ihm und seiner Einladung sagen.
Doch wie kann solch eine Tischgemeinschaft mit Gott eigentlich ganz konkret in unserem Alltag aussehen? In der Dorffreizeit haben wir den Kindern dazu Bilder von drei verschiedenen Tischen gezeigt.
Auf der ersten Zeichnung ist ein Tisch für zwei zu sehen. Hier nehmen also nur Gott und du Platz. Wie du diese Zeit mit ihm gestaltest, ist ganz dir und deinen eigenen Vorlieben überlassen. Viele Leute nehmen sich regelmäßig morgens die Zeit, um mit Gott in den Tag zu starten, in der Stille Bibel zu lesen und zu beten. Ich habe das früher z.B. direkt nach dem Aufwachen im Bett gemacht, mein Mann setzt sich dazu gerne nach dem Aufstehen in seinen Lieblingssessel und andere nutzen die Frühstückspause um 10 Uhr für einen „Kaffee mit Gott“. Natürlich kann man auch zu einer anderen Tageszeit am „Tisch für zwei“ Platz nehmen, z.B. wenn die Kinder ihren Mittagsschlaf machen oder abends zu einem „Candle Light Dinner“ mit Gott. Passende Hintergrundmusik oder Meditation können hilfreich sein, um Abstand vom hektischen Alltag zu gewinnen und ganz bei Gott anzukommen. Es muss auch nicht zwingend still sein für die Begegnung mit Gott, vielleicht magst du ihm deinen Dank ja mal mit einem Freudentanz zeigen oder selbst zum Instrument greifen und Lobpreis machen.
Die zweite Zeichnung stellt eine gesellige Runde dar. Hier trifft man sich gemeinsam mit anderen, um Gott zu begegnen, sich über Gott und die Welt auszutauschen, Fragen zu ergründen und Gemeinschaft mit anderen Christen zu haben. Viele Kirchengemeinden bieten für Kinder und Jugendliche Jungscharen und Jugendkreise an, wo genau so etwas stattfindet. Erwachsene schließen sich dazu häufig einem Hauskreis an.
Die dritte Zeichnung zeigt ein Festmahl. Damit ist der Gottesdienst gemeint, in dem ganz viele unterschiedliche Menschen mit Gott und miteinander Gemeinschaft haben. Wesentliche Bestandteile eines Gottesdienstes sind die Predigt, das Gebet und der Gesang. Ansonsten können Gottesdienste aber ganz unterschiedlich aussehen. Sie können sich von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden, es kann aber auch innerhalb einer Gemeinde verschiedene Gottesdienste mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie z.B. Lobpreis oder Gebet geben. So kann jeder einen Gottesdienst finden, der besonders seinen persönlichen Vorlieben entspricht. Trotzdem finde ich es wichtig, dass es auch einen gemeinsamen Gottesdienst gibt, in dem sich die ganze Gemeinde regelmäßig trifft. Vor allem jüngere und ältere Gemeindemitglieder scheinen häufig unterschiedliche Präferenzen im Hinblick auf die Gestaltung des Gottesdienstes zu haben, können aber durch die Begegnung miteinander sehr profitieren. Ältere Leute haben meist einen reichhaltigen Erfahrungsschatz und können jüngeren von ihren Erlebnissen mit Gott erzählen, ihnen Tipps geben und für sie beten. Jüngere Leute können älteren z.B. frische Impulse geben und sie an ihrem aufregenden Leben teilhaben lassen. Daher sind aus meiner Sicht gemeinsame Gottesdienste extrem wichtig, auch wenn diese Zugeständnisse von allen Teilnehmenden erfordern.
Damit Gemeinden bei der Gottesdienstgestaltung nicht eine Gruppe aus den Augen verlieren und riskieren, dass diese dem Gottesdienst fernbleibt, sollten sich möglichst viele unterschiedliche Personen in die Gestaltung einbringen. Eine schöne Möglichkeit finde ich, bei jedem Gottesdienst eine andere Gruppe aus dem Gemeindeleben einen bestimmten Teil gestalten zu lassen: In einem Gottesdienst zeigt die Kinderkirche oder eine Jungschargruppe vor der Predigt ein kleines Anspiel, im nächsten Gottesdienst werden zwei modernere Gemeindelieder mit Begleitung der Band gesungen, im Gottesdienst danach übernimmt die Jugendgruppe die Predigt und ersetzt diese durch Andachten und persönliche Zeugnisse usw. Dadurch entsteht nicht nur mehr Abwechslung bei den Gottesdiensten sondern die Gemeinde lernt auch ihre Mitglieder besser kennen und kann von deren unterschiedlichen Talenten und Erlebnissen mit Gott profitieren. Schließlich hat Gott uns ganz bewusst so unterschiedlich geschaffen, damit wir uns auch gegenseitig bereichern und ein Segen für andere sein können. Und er lädt uns auch alle gemeinsam an seine Festtafel ein.
Hausgemeinschaft
David fühlt sich bei Gott so wohl, dass er immer in dessen Haus bleiben möchte. Er ist sich sicher, dass ihn dann Gottes Güte und Barmherzigkeit sein ganzes Leben lang begleiten werden. Tatsächlich dürfen auch wir mit Gott in einem Haus leben, schließlich gehören wir zu Gottes Familie. In der Bibel werden wir sogar als Gottes Kinder und Erben bezeichnet – ist dir bewusst, was für eine riesige Ehre das ist?
Ich persönlich habe festgestellt, dass ich mir das viel öfter vor Augen führen und auch in Anspruch nehmen muss. Als Gottes geliebtes Kind darf ich all diese Segnungen, die David in Psalm 23 beschreibt, auch für mich einfordern. Gerade da ich weiß, dass es an Gottes Tisch alles gibt, was ich brauche, sollte ich dort doch eigentlich ständig Platz nehmen wollen. Und trotzdem fällt es mir im Alltag schwer, mich an diesen Ort zu begeben. Meist konsumiere ich nur den Tagesvers in der Bibel App oder lese eine kurze Andacht, was zwar auch nicht schlecht ist, aber vielleicht eher mit einem „Fast Food-Date mit Gott“ anstelle eines Candle Light Dinners verglichen werden kann. Letzteres gönne ich mir viel zu selten. Irgendwie ist die Woche so angefüllt, dass sie schneller vergeht, als ich schauen kann. Eigentlich könnte ich gerade aus diesem Grund eine längere Auszeit mit Gott gut gebrauchen, in der ich mich auch so richtig mit seinem Frieden füllen lassen kann. Daher nehme ich mir vor, zumindest mal jeden Sonntag eine Stunde für Gott zu reservieren, in der ich ihm nicht nur halbherzig und auf dem Sprung begegnen, sondern mich ganz in Gottes Gegenwart begeben und aufrichtig seine Nähe suchen möchte. Mal sehen, wie das klappt! 🙂
Eins steht auf jeden Fall fest: Gott will dich und mich genauso reich segnen, wie er es auch bei David getan hat. Ich denke, dass wir Gottes Güte und Barmherzigkeit in unserem Leben viel mehr spüren könnten, wenn wir der Einladung in sein Haus und an seinen Tisch öfter folgen würden. Dort dürfen wir ihn aktiv um seinen Segen bitten, ihm alles abgeben, was uns belastet und ihm für all das danken, was gut läuft in unserem Leben. Gott ist immer für uns da. Er kennt uns durch und durch und möchte in Beziehung zu uns leben. Wir können und sollen mit ihm über alles reden. Er sieht, wenn es uns nicht so gut geht und lädt uns gerade dann zu sich ein, um uns den Rücken zu stärken und uns zu ermutigen. Er will uns voranbringen, uns segnen und uns auch dabei helfen, ein Segen für andere zu sein. All das sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, damit wir nicht vergessen, wie gut es uns in Gottes Nähe geht, sondern wie David unser Leben lang in seinem Haus bleiben wollen. Nimmst du die Einladung an Gottes Tisch an?
Liebe Grüße
Deine Katrin
Hallo Katrin
Vielen Dank für Deine Gedanken, gerade aus der Dorffreizeit heraus. Das macht Mut.
Gerne werde ich Euch in mein Gebet mit aufnehmen.
Ganz liebe Grüße Pit